Pressemitteilung 17. Dezember 2025
Wie kann der Studienstart in technischen Fächern gelingen, wenn Studierende mit unterschiedlichen Lebensrealitäten und Bildungsvoraussetzungen an die Hochschule kommen – und wie lässt sich der Studienerfolg sichern? Diese Fragen standen im Mittelpunkt eines Transfertages an der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM) in Friedberg. Vertreterinnen und Vertreter von Hochschulen aus ganz Deutschland tauschten sich über die Erfahrungen und Erkenntnisse zum „Studium der angepassten Geschwindigkeit“ (SaG) aus.

SaG ist ein Verbundprojekt von fünf hessischen Hochschulen für angewandte Wissenschaften, bei dem die THM die Federführung innehat. Das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur (HMWK) fördert das Studienmodell im Programm „Hohe Qualität in Studium und Lehre, gute Rahmenbedingungen des Studiums (QUiS). An der THM trägt dieses den Namen GettING Started: Durch eine Streckung der Regelstudienzeit – die zusätzlichen Semester bleiben Bafög-förderfähig – wird die Anzahl der Module und Prüfungen in den ersten Semestern reduziert. Gleichzeitig entsteht mehr Raum für Praxis und Zusatzangebote. Auf diese Weise können Studienanfängerinnen und -anfänger Wissenslücken schließen, Kompetenzen aufbauen, Grundlagen festigen und Kontakte knüpfen.
Eröffnet wurde der Transfertag in Friedberg von Prof. Dr. Stephanie Hanrath, THM-Vizepräsidentin für Studium und Lehre. In ihrer Begrüßung betonte sie, dass es bei der Veranstaltung nicht nur um eine Zwischenbilanz gehe, sondern auch um einen „Blick auf das, was kommt“ – Flexibilisierung im Studium werde immer wichtiger. Sie wünschte den Teilnehmenden einen anregenden Austausch und dankte Projektkoordinatorin Dr. Susanne Reisinger für ihr Engagement. Künstlerich begleitet und moderiert wurde der Tag vom Fast Forward Theater aus Marburg mit einem Improvisationstheater.
In ihrem Impulsbeitrag „Vier Ansätze für ein attraktives MINT-Studium“ stellte Carolin Friese, Programmmanagerin beim Stifterverband für die deutsche Wissenschaft, die Bedeutung flexibler Studienstrukturen vor. Angesichts des Fachkräftebedarfs, heterogener Studierendengruppen und hoher Abbruchquoten sei Flexibilisierung ein zentraler Hebel – insbesondere durch anpassungsfähige Studienmodelle und gezielte Orientierungsangebote, die unterschiedliche Lebensrealitäten anerkennen. In der Umsetzung für ein attraktives MINT-Studium nennt der Stifterverband GettING Started als Best Practice: Die Anzahl der Module in den ersten Semestern werde reduziert und die Regelstudienzeit gestreckt: „Dadurch soll Studierenden ein größerer Raum für fachliche und organisatorische Unterstützung in der Studieneingangsphase ermöglicht werden.“

Einblicke in die Markenkommunikation und das digitale Marketing für das „Studium mit mehr Zeit“ gab Christian Schlimok von der Strategieberatung und Designagentur Novamondo. Er schilderte die Herausforderungen, eine heterogene Zielgruppe online anzusprechen und erläuterte die Weiterentwicklung der Marketingkampagne.
Zentrale Erkenntnisse zur Wirksamkeit des SaG-Modells präsentierte Lisa-Marie Klose, Leiterin des THM-Zentrums für Qualitätsentwicklung (ZQE), in ihrem Vortrag zur Evaluation. Die Ergebnisse zeigten, dass GettING Started insbesondere Studierenden mit nicht-linearen Bildungsbiografien den Übergang ins Studium erleichtere. Weniger Druck und mehr Zeit für Grundlagen – vor allem in Mathematik und beim wissenschaftlichen Arbeiten – wurden von den Studierenden positiv hervorgehoben. Über 90 Prozent der Befragten hätten die fachliche Unterstützung als gut oder sehr gut bewertet, und die Weiterempfehlungsquote liege bei 90 Prozent. Auch der soziale Anschluss werde durch verpflichtende Zusatzangebote und feste Lerngruppen erleichtert. Klose fasste zusammen: GettING Started „erreicht eine diversere und bildungsbiografisch breiter aufgestellte Zielgruppe“, „verbessert messbar den Studieneinstieg, die fachliche Entwicklung und den Kontakt zu Lehrenden/Peers“ und „zeigt an der THM eine klare Wirksamkeit – quantitativ und qualitativ – trotz bisher kleiner Kohorte.“
Im abschließenden „Worldcafé“ diskutierten die Teilnehmenden über Erfolgsfaktoren und Transfermöglichkeiten des SaG-Ansatzes. HMWK-Vertreterin Dr. Kerstin Schulmeyer-Ahl betonte die Erkenntnis, welche zentrale Rolle Hochschulen als soziale Räume für Studierende spielen. Insgesamt lieferte der Transfertag vielfältige Möglichkeiten, das Modell auf andere Hochschulen und Studiengänge in Deutschland zu übertragen.
Ansprechpartner*in
Dr. Susanne Reisinger, Technische Hochschule Mittelhessen